Neulich im Auto: „Mama, was ist 513 x 12?“. Die Zeiten der einfachen Matheaufgaben sind längst vorbei. Ich wurde enttarnt – von meinem eigenen Kind. Immerhin waren wir in einem geschützten Setting, im Auto. Den Mann in der Hamburger U-Bahn hatte ich damals nicht beneidet. Allerdings meisterte er seine Matheaufgaben souverän, wie aus der Pistole. Mein Sohn findet also Zahlen total super und ich wenig bis gar nicht. Lieber schreibe ich und setze mich mit Texten auseinander. Da habe ich die nötige Zeit nachzudenken, umzuformulieren und weiter am Ergebnis zu feilen.

Warum nun diese kleine Anekdote? Ich sag’s dir: Den meisten von uns fällt es leicht, ein paar ihrer Schwächen aufzuzählen. Wenn es aber um ihre Stärken geht, kommen sie ins Grübeln. Eher sehen sie ihre eigenen Schwächen und dazu noch alle Stärken ihres Gegenübers und befördern ihren Selbstwert damit (unbewusst) immer weiter in den Keller.

Die Erklärung für dieses Phänomen ist ganz einfach: Wenn wir unsere Stärken einsetzen, müssen wir nicht nachdenken oder uns dafür sonderlich anstrengen. Wir machen einfach – es fällt uns leicht, teilweise sogar so leicht, dass wir es gerade deswegen nicht für etwas Besonderes halten. Ist doch einfach, keine große Sache mögen wir dann sagen.

Bevor du loslegst: Stärken können sich in all deinen Lebensbereichen zeigen. Hier geht es also nicht ausschließlich um deine Stärken im Job. Und manchmal wird gerade die Vorstellung der Berufung überbewertet. Viel wichtiger ist es zunächst, dass du erkennst, was du gerne tust, welche Tätigkeiten dir leicht fallen und dann erst solltest du schauen, was davon in deinem Arbeitsalltag abgedeckt ist und was ggf. zu kurz kommt.

Es ist so spannend zu entdecken, was jeder Mensch für Talente innehat und lass dir gesagt sein, jeder Mensch hat mindestens ein Talent, das ihn von anderen Menschen abhebt. Deshalb lade ich dich jetzt ein, deinen eigenen Stärken und Talenten auf den Grund zu gehen. Idealerweise gehst du mit 2-3 neuen Erkenntnissen aus diesem Beitrag heraus.

Tipp Nr. 1: Schreibe auf, was du (gerne) tust

Diese Aufgabe kannst du dir für ein paar Tage vornehmen. Ich empfehle dir eine ganze Woche, so dass du Arbeit, Hobbies und Freizeit abgedeckt hast. Notiere ganz simpel und in wenigen Stichpunkten, was du am Tag alles getan hast. Ganz wichtig dabei: Notiere dir hinter die Aufgabe, wie gern du sie gemacht hast. Das kannst du auch einfach mit Smileys lösen. Am Ende bekommst du einen guten Überblick darüber, was du alles in der Woche erledigst, was davon erledigt werden muss, weil es dazugehört und was du wirklich gern tust. Letzteres solltest du dir näher anschauen. Findest du hier erste Hinweise auf deine Stärken und Interessen? 

 

Tipp Nr. 2: Sammle Informationen in deinem Lebenslauf

Nimm deinen Lebenslauf zur Hand. Ganz nebenbei ist das eine tolle Möglichkeit, ihn auf den aktuellen Stand zu bringen, falls du das nicht eh schon getan hast. In deinem Lebenslauf findest du erstmal jede Menge Daten und Fakten, aber schau jeweils auch dahinter. Sieh dir deine Ausbildung an: Was genau hast du dort gelernt? Wie leicht ist es dir gefallen? Welche Lernfelder haben dir besonders gut gefallen? Gleiches gilt für deine Jobs: Was genau stand jeweils hinter deinem Jobtitel? Wie sah oder sieht dein aktueller Arbeitsalltag aus? Schreibe einfach drauf los, markiere für dich wichtige Punkte oder erstelle eine Mindmap daraus. Was fällt dir auf? Vielleicht kannst du sogar einen roten Faden entdecken? Die biografische Arbeit ist Teil der Kompetenzenbilanz – hier findest du mehr dazu.

Tipp Nr. 3: Was sagen deine engsten Vertrauten?

Zugegebenermaßen ist das nicht der einfachste Schritt und wenn es dir leichter fällt, frage nur eine Person, die dir nahesteht (z. B. einen Elternteil, Geschwister). Frage diese Person zum Beispiel, was dich aus ihrer Sicht ausmacht? Halte die Antworten fest. Wenn du niemanden fragen magst, versuche dich z. B. zu erinnern, wann du um Hilfe gebeten wurdest oder in welchen Bereichen dein Rat gebraucht wurde.

Ich möchte als jemand erinnert werden, der das Beste gemacht hat aus den Talenten die er hatte. – Joanne K. Rowling

Bevor du gehst: Schreibe mir 1-3 deiner Stärken in die Kommentare – ich bin gespannt!